Robo-Advisor in Deutschland
Wer sich in der Finanzwelt und der entsprechenden Fachpresse umschaut, der wird immer häufiger über das Wort Robo-Advisor stolpern. Doch was versteht man unter einem solchen Robo-Advisor? Was leistet er? Wer bietet den Service an und was sind die rechtlichen Grundlagen? Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zu diesem heißen Thema zusammengetragen.
Was ist ein Robo-Advisor?
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei einem Robo-Advisor um einen Roboter, also ein automatisiertes System, welches Beraterservices anbietet. Eingesetzt werden die Robo-Advisor in der Finanzindustrie. Dort Beraten sie, ohne oder mit wenig menschlichem Zutun, Kunden. Die meisten Finanzdienstleister verwenden die Robo-Advisor zur automatischen Beratung von externen Kunden, es gibt jedoch auch Unternehmen, die sich für ihre eigenen Investitionen auf ihre eigenen Robo-Advisor verlassen.
Wie funktioniert ein Robo-Advisor?
Das exakte Funktionsprinzip eines spezifischen Robo-Advisors ist ein Betriebsgeheimnis des jeweiligen Betreibers. Grundsätzlich handelt es sich aber um Algorithmen, die Finanzinformationen wie Marktverläufe, Finanzberichte und andere Nachrichten sammeln und daraus Prognosen für die weitere Marktentwicklung erstellen. Das Sammeln der Informationen geschieht in der Regel automatisch und autonom über das Internet, es gibt aber auch Robo-Advisor, die zusätzlich mit manuellen Eingaben gefüttert werden können.
Seit wann gibt es Robo-Advisor?
Robo-Advisor sind ein relativ neues Angebot. Um das Jahr 2000 tauchten die ersten Programme auf, die Marktvorhersagen aufgrund von Finanzdaten erstellen konnten. Diese ersten Programme waren aber noch auf manuelle Eingaben angewiesen und fanden in der Folge nur sehr geringe Verbreitung.
Dies änderte sich gegen Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts, als immer mehr Finanzinformationen online verfügbar wurden. Durch die rasanten Fortschritte in den Bereichen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen haben die Robo-Advisor in den letzten Jahren massiv an Popularität und Verbreitung gewonnen.
Was sind die Vorteile der Robo-Advisor?
Die Vorteile der Robo-Advisor sind in erster Linie finanzieller Natur. Klassische, menschliche Finanzberater sind sehr teuer und lohnen sich aus diesem Grund nur bei großen Investitionen. Kleininvestoren bieten die meisten menschlichen Berater ihre Dienste gar nicht erst an.
Auch wenn ein Robo-Advisor einen wirklich erfahrenen Berater wohl nie ganz ersetzen kann, ist eine automatische Beratung schon heute viel effektiver als eine Investition ganz ohne Berater. In letzter Zeit haben die Robo-Advisor sogar schon solch große Fortschritte gemacht, dass ihre Beratung mit der eines durchschnittlichen menschlichen Beraters mithalten kann. Dies wohlgemerkt zum Bruchteil des Preises.
Was sind die Nachteile der Robo-Advisor?
Die Robo-Advisor sind der Erfahrung eines Menschen noch immer unterlegten. Der Hauptgrund dafür liegt in der Tatsache, das ein Mensch auch sehr komplizierte Sachverhalte und ihre Auswirkungen auf den Markt nachvollziehen kann.
Er kann zum Beispiel voraussagen, dass eine bestimmte Erfindung zu einem Einbruch der Nachfrage in einer bestimmten Branche führen kann und zu einem Anstieg in einer anderen. Solche komplexen Verhältnisse sind, zumindest in der absehbaren Zukunft, für einen Computer nicht nachvollziehbar. Auch kann eine Software menschliche Irrationalität nie voraussagen und auch nur beschränkt auf sie reagieren. Gerade an den Finanzmärten ist irrationales Verhalten jedoch keine Seltenheit.
In Deutschland gibt es weiter auch einige juristischen Nachteile. So dürfen die meisten Robo-Advisor zum Beispiel keine Finanzgeschäfte ohne das manuelle Eingreifen des Kunden tätigen. Eine schnelle Reaktion auf aktuelle Entwicklungen ist so in der Regel nicht möglich.
Was sind die rechtlichen Grundlagen für den Betrieb eines Robo-Advisors?
Finanzielle Dienstleistungen, dazu gehört auch die Finanzberatung, sind in der Bundesrepublik Deutschland streng reglementiert. Unternehmen, die eine solche Dienstleistung anbieten, werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überwacht. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Beratung durch einen menschlichen Berater oder einen Robo-Advisor geschieht.
Je nach Art der Beratung die von einem Robo-Advisor angeboten wird, untersteht dieser außerdem unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen. Die meisten Robo-Advisor übernehem die Aufgabe eines Finanzanlagenvermittlers oder eines Honorar-Finanzanlageberaters. Als solche unterstehen sie dem § 34 der Gewerbeordnung.
Wer bietet Robo-Advisor in Deutschland an?
Zur Zeit bieten in erster Linie neu gegründete Unternehmen, welche zum Teil exklusiv die Beratung durch einen Robo-Advisor anbieten, die Dienstleistungen an. Zu ihnen zählen unter anderen Easyfolio, Ginmon oder Whitebox. Auch etablierte Banken bieten den Service mehr und mehr an. Zur Zeit existieren zum Beispiel Angebote der Commerzbank, von Wüstenrot und von der Quirin Privatbank.
Es existieren in Deutschland aber auch zahlreiche Unternehmen, welche einen Robo-Advisor ausschließlich an geschäftliche Kunden anbieten. Diese können den Service entweder für ihre eigenen Investitionen oder für die Beratung von Kunden verwenden. Zu diesen Business-to-Business Anbietern gehören unter anderen Fincite und WeAdvise.